Moderner Arbeiterschutz bei Alleinarbeit

«Ich finde die App eine gute Sache, denn im Schacht bin ich oft ausser Sicht- und Rufweite»

Bei KONE Schweiz benützen die Monteure bei der Alleinarbeit seit drei Jahren die digitale Alleinarbeiterschutz-App Uepaa. Diese moderne Variante des Totmanngeräts wird nun auch in Österreich eingeführt. Artur Krein, Monteur bei KONE Schweiz, und Patrick Matzinger, Safety Manager DACH - Region Süd, diskutieren über ihre Erfahrungen mit der Anwendung, die auch ohne Telefonverbindung funktioniert.

Veröffentlicht 28.03.2024
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KONE Schweiz hat die Uepaa-App 2021 eingeführt. Was sind Eure Erfahrungen damit?

Artur: Wir sind in der Montage oft allein unterwegs. Die Uepaa-App ist eine gute Sache, denn im Schacht bin ich oft ausser Sicht- und Rufweite. Sie kann zum Beispiel auch dann einen Alarm auslösen, wenn ich keinen Handyempfang habe.

Wie benützt Du die App in Deinem Arbeitsalltag?

Artur: Ich benütze diese immer, wenn ich allein, d.h. ohne Kolleginnen und Kollegen von KONE, auf der Baustelle arbeite. Ich persönlich, benutze immer den sogenannten «Einmaligen Check». Dies ist die Funktion, welche auch für Arbeiten ohne Empfang funktioniert. Bevor ich in den Schacht steige, stelle ich eine entsprechende Uhrzeit (Countdown) ein, worauf der Alarm bereits in der Notrufzentrale im Hintergrund hinterlegt ist. Nach Ablauf der eingegebenen Zeit habe ich 5 Minuten, um mich an einen Standort zu bewegen, wo ich Empfang habe und wo ich entsprechend bestätigen kann, dass es mir gut geht.

Was passiert, wenn Du es nicht tust?

Artur: Die Alarmzentrale versucht immer zuerst zweimal, mich anzurufen. Erreicht diese mich nicht, alarmiert sie den Chefmonteur. Nimmt dieser wiederum nicht ab, versuchen sie es beim Project Manager. Wenn auch das nicht klappt, wird die Ambulanz aufgeboten. Zudem werden alle Uepaa-Nutzer im Umkreis von 2 Kilometern angefragt, ob sie helfen können. Wer die Anfrage annimmt, erfährt meinen genauen Standort und kann zu Hilfe eilen.

Vergisst Du nie, die App vor der Arbeit einzustellen?

Artur: Die App erinnert uns jeden Montagmorgen mit einer Push-Meldung, dass wir sie einschalten sollen. Inzwischen denke ich automatisch daran.

Wie habt Ihr das früher gemacht, ohne App?

Patrick: Die Monteure schleppten schwere Kisten auf die Baustelle, mit denen eine Verbindung in den Schacht hergestellt werden konnte. Das war nicht sehr praktisch. Die Installation der Antenne und die Verkabelung des Schachts war aufwendig. Zudem gab es keine Eskalationsstufen und keine professionelle Notfallzentrale wie bei Uepaa. Die Countdown-Funktion und die Bewegungsfunktion gab es ebenfalls nicht. Faktisch arbeiteten wir an vielen Orten allein, hatten jedoch keinen wirklichen Alleinarbeiter-Schutz.

Verfügt die Uepaa-App auch über einen Bewegungsmelder?

Patrick: Ja, man kann eine automatische Unfallerkennung einstellen, da die heutigen Smartphones auch Bewegungen registrieren können. Wenn sich der Monteur eine bestimmte Zeit lang nicht bewegt, löst die App einen Alarm aus.

Artur: Ich persönlich brauche diese Funktion bei der Montage weniger. Denn wenn ich im Schacht bin und beispielsweise eine Türe montiere, stehe ich oft längere Zeit an Ort. Dann geht ständig der Alarm los. Gut finde ich auch, dass ich an jedem Arbeitsort die Funktion selbst einstellen kann.

Was passiert bei einem Fehlalarm?

Artur: Die Leute in der Alarmzentrale sind geduldig. Sie rufen an und ich sage, alles sei in Ordnung.

Patrick: In über 99 Prozent der Fälle wird ein Problem auf den ersten Eskalationsstufen direkt mit dem Monteur oder innerhalb des Teams gelöst. Blaulicht-Einsätze löst die Alarmzentrale sehr selten aus.

Welches ist die Alarmzentrale?

Patrick: Uepaa arbeitet in der Schweiz mit Medicall zusammen. Das ist eine professionelle Notrufzentrale, an die beispielsweise die schweizerische Rettungsflugwacht Rega angeschlossen ist. Sie wird auch in Österreich unsere Alarmzentrale sein. Die Firma Uepaa, ursprünglich ein Spin-off der ETH Zürich, betreut zahlreiche grosse Unternehmen wie beispielsweise Swisscom, die grösste Schweizer Telecom-Gesellschaft oder die SBB, die Schweizerische Bundesbahnen.

Wie oft kommt es vor, dass ihr Alleinarbeit macht?

Artur: Ich montiere in der Regel alles selbst, benütze die App also praktisch täglich.

Patrick: Alleinarbeit ist bei den Monteuren von KONE die Regel. Bei grossen Aufzügen und Warenliften sind unsere Monteure zu zweit unterwegs. Dann muss die App nicht verwendet werden.

Wie viele nutzen die App bei KONE Schweiz?

Patrick: Im Moment sind es 51 eigene Mitarbeitende und 28 Mitarbeitende von Subunternehmen. Diese Zahlen variieren aber ständig.

Benutzt Ihr die App auch ausserhalb der Arbeitszeit?

Patrick: Die Monteure haben ein Geschäftshandy, welches sie auch privat nutzen können. Wer bspw. bergsteigen geht, dürfte somit auf die App zurückgreifen. Man muss sich dort einfach bewusst sein, das als erstes der eigene Chef alarmiert wird.

Arbeitet KONE Schweiz auch im Service mit Uepaa?

Patrick: Dort benützen wir eine Software, die spezifische Funktionen für das «daily business» im Service hat. Diese hat auch eine Funktion für Alleinarbeit, ist aber bei weitem nicht so ausgereift, wie die Uepaa-App. Wir werden das Thema jedoch bald auch im Service angehen.

Die App wird jetzt auch bei KONE Österreich eingeführt. Wie läuft es?

Patrick: Wir freuen uns sehr, Uepaa auch in Österreich einführen zu dürfen. Andreas Schlögl, der Operations Director und sein Team, hatten von Anfang an ein offenes Ohr und unterstützten uns dabei. Es ist sehr wichtig, bei einem solchen Projekt die volle Unterstützung der Geschäftsleitung sowie den entsprechenden Führungskräften zu haben. Neu für mich persönlich war die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat. Das gibt es in dieser Form in der Schweiz nicht.

Worüber hast Du mit dem Betriebsrat gesprochen?

Patrick: Der Betriebsrat hatte von Anfang an eine positive Einstellung, was für mich sehr motivierend war. Was den Betriebsrat am meisten interessiert hat, ist der Datenschutz. Sie wollten wissen, ob man mit der App die Monteure bspw. «tracken» oder bei Uepaa nachfragen kann, wer sich wann wo aufgehalten hat.

Und?

Patrick: Die App ist kein Überwachungsinstrument. Die Alarmzentrale kann den Standort nur einsehen, wenn ein entsprechender Countdown (einmaliger Check) gesetzt wurde oder wenn ein Alarm bei der Alarmzentrale eingeht, der vom Monteur vorgehend nicht quittiert wurde. Das ist alles. Die Daten sind immer bei Uepaa und nicht beim Arbeitgeber.

Smarte Alternative zu klassischen Totmann-Geräten

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Die Uepaa App unterscheidet sich von anderen Totmann-Systemen dadurch, dass sie keine zusätzliche Hardware benötigt, sondern auf Diensthandys installiert werden kann. „Weltweit einzigartig ist unsere digitale Ersthelfer-Funktion, die parallel zur Alarmierung standortbasierte Unterstützung bietet. Mit über 120.000 Nutzenden wächst die Zahl der Ersthelfenden stetig“, sagt Mathias Haussmann, CEO von Uepaa.

Die Uepaa App ist ausgelegt für Zonen ohne ständige Internetverbindung. Der Betriebsstatus überwacht die Netzabdeckung und informiert Nutzende, sobald keine Netzabdeckung mehr besteht. Der "Einmalige Check" wird aus der App und vorab in der Uepaa Notrufstelle als Vorab-Alarm hinterlegt. Nach Verlassen dieser Zone gilt es diesen Alarm auf gleichem Wege auch wieder aktiv zu stornieren. Wird der eingestellte Zeitrahmen aber überschritten, dann initiiert die Uepaa Notrufstelle die Alarmkette.

„Unser Ziel war die Entwicklung eines Systems für die Überwachung und Rettung von Personen außerhalb des Mobilfunknetzes“ erklärt Haussmann. Das ETH Zürich-Spin-off Uepaa AG hat mit seiner innovativen Peer-to-Peer-Technologie einen Wegbereiter für mobile Tracking-, Alerting- und Rettungstechnologie geschaffen. 2013 erfolgreich in der Schweiz und später in ganz Europa als Sport- und Alpin App eingeführt, hat das Unternehmen im Jahre 2015 die App weiterentwickelt und eine Alternative zu bisherigen, teuren Totmann Lösungen für die Firmenanwendung geschaffen. Diese waren nicht für den Außeneinsatz außerhalb des Firmengeländes geeignet waren und wegen den häufigen Fehlalarmen sehr unbeliebt. Uepaa hat sich mit der Digitalisierung der Totmann Funktionen, dem Bring Your Own Device Konzept und der Ersthelferfunktion erfolgreich als Industriestandard für die digitale Sicherheit von Alleinarbeitenden etabliert.

Mehr erfahren über die Uepaa-App

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